Ubuntu 7.10 auf dem Thinkpad T60 [Update]

Schönes Herbstwochenende draußen. Genau die richtige Zeit, um mal das fettleibige Vista Business per Imager wegzusichern und das neue Ubuntu 7.10 „Gutsy Gibbon“ auf das gute Thinkpad T60 draufzubügeln. Wer weiß, vielleicht ist Ubuntu ja inzwischen so weit, dass man es gleich ganz auf dem Laptop lassen kann? Hier ein kurzer Installationsbericht.

1. Da ich keinen Live-Desktop benötige, habe ich die Alternate-Install-CD verwendet. Sie kommt mit dem bekannten Debian-, pardon: Ubtunu-Installer und ermöglicht im Unterschied zur Desktop-CD, die Festplatte(n) – falsch gewünscht – mit LVM-Unterstützung und/oder Verschlüsselung zu partitionieren. Meine NTFS-Datenpartition von Windows habe ich einfach beibehalten (NTFS-Unterstützung gibt’s bei Ubuntu nun „ab Werk“) und dort, wo vorher Vista lag, eine kleine Root-Partition plus einer zweiteb, von LVM verwalteten Partition eingerichtet.

2. Die Installation läuft flott durch; heraus kommt ein aufgeräumter Gnome-Desktop, wie man ihn von Ubuntu schätzt. Aber wo sind die dollen Desktop-Effekte von Compiz?

3. Installieren wir also den proprietären fglrx-Treiber für die eingebaute Grafikkarte Radeon X1400 (ATI, da stöhnt der Linux-User). Eine Sprechblase bietet die Installation freundlich feil. Sie funktioniert mit einem Klick (ging aber auch schon in der Vorversion 7.04 „Feisty Fawn“). Dort habe ich allerdings den Versuch, Compiz händisch zu installieren und zu konfigurieren, nach kurzer Zeit unlustig abgebrochen.

4. Nun soll die Aktivierung ganz einfach über System > Einstellungen > Erscheinungsbild > Visual Effects möglich sein. Ich wähle gleich die „Extra“-Variante. Es kommt eine Fehlermeldung: Die Composite-Erweiterung steht nicht zur Verfügung. Toller Effekt!.

5. ATI braucht noch einen Helfer. Also mit

ego@t60:~$ sudo apt-get install xserver-xgl

dem X-server die GL-Darstellung beibringen. Den Gnome-Desktop mit STRG-ALT-BACKSPACE neugestartet, „Extra“-Effekte eingeschaltet, jetzt geht’s: Ganz schön schattig und elastisch, die Fenster. Allerdings hatte Gnome dann meine deutsche Tatstaturbelegung wieder vergessen.

6. Und was läuft sonst? Wenn es nach

ego@t60:~$ dmesg | more

geht, dann wurden auch Bluetooth, Infrarot und eingebautes Modem erkannt. Das ACPI-Modul heißt jetzt thinkpad-acpi statt ibm-acpi. Ein Teil der Funktionstasten wird unterstützt. Nichts neues hier. Auch die verbaute WLAN-Karte 3945abg läuft out of the box. WLAN und Gigabit-LAN werden schon seit der Vorversion 7.04 vom Networkmanager-Applet verwaltet.

7. Ubuntu 7.10 kommt mit Kernel 2.6.22. Der wurde in der 32-Bit-Variante „tickless“ kompiliert (Option CONFIG_NO_HZ), was effektiveres Stromsparen ermöglichen soll, da der Prozessor nicht mehr so schnell „aufgeweckt“ wird. Bei mir war das nicht der Fall, da ich die 64-Bit-Version getestet habe. Neu in Sachen Stromsparen ist zudem das Intel-Utility Powertop, das als Apt-Paket verfügbar ist.

8. Exkurs: Vor der Nachrüstung der Intel-WLAN-Karte (mein Thinkpad war ab Werk nur „wireless upgradable“) hatte ich mein drahtloses Glück noch mit dem guten, alten USB-Dongle von Medion (MD40900, auch bekannt als Zcom oder Z-Com XG-701-A) versucht. Dieser WLAN-Stick hat den bekannten Prism54-Chip, der eigentlich nicht erst seit heute im Kernel unterstützt wird. Uneigentlich funktioniert das für mich unter „Gutsy“ noch weniger als zuvor unter „Feisty“: Solche Sticks benötigen eine Firmware, beim Laden gibt es aber, wie dmesg zeigt, einen eeprom error. Nun habe ich von prism54.org eine empfohlene Firmware-Datei heruntergeladen und die von Ubuntu mitgelieferte damit (nach einem Backup) ersetzt:

ego@t60:~$ sudo mv ~/Desktop/2.5.6.0.arm /lib/firmware/2.6.22-14-generic/isl3890usb

Danach tat sich was: Der vorherige Error war weg, dafür fror der Rechner nach einigen Sekunden auf Nimmerwiedersehen ein:
ieee80211_init: failed to initialize WME (err=-17) heißt es kurz vor dem Abpfiff in dmesg. Könnte dieser Bug sein. Doof!

9. Die nächste Enttäuschung: Standby und Ruhezustand funktionieren weiterhin nicht. Offenbar ist die Situation noch schlimmer als zuvor bei Ubuntu „Feisty“, wie dieser offizielle Bug-Report zeigt. Nach meiner Erfahrung funktioniert Standby weder mit dem proprietären ATI-Treiber noch mit dem Open-Source-Treiber. Auch die in diesem Thinkwiki-Beitrag beschriebenen Schraubereien an den Skripten, die für das Einschlafen und Aufwachen zuständig sind, bringen nichts. Gegenüber „Feisty“ kein Fortschritt, sondern sogar ein klarer Rückschritt – und für mich ein K.o.-Kriterium.

10. Ich mache an dieser Stelle einfach Schluss und schaue mir das Herbstwochenende von draußen an. Und wenn ich wieder nach Hause komme, wird der Imager das fettleibige Vista Business auf die Festplatte zurückgeschaufelt haben. Naja.

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