Für Schnellentschlossene jetzt noch ein Reisetipp: Wer jetzt ins ehemalige Jugoslawien fliegt, jedenfalls in die serbisch-orthodox geprägten Ländereien, kann die ganze Weihnachts- und Neujahrs-Chose noch einmal durchleben. Nach dem dort verbindlichen julianischen Kalender wird nämlich am gregorianischen 7. Januar Weihnachten gefeiert (genauer gesagt der Erste Weihnachtstag; so handhabt es auch die russisch-orthodoxe Kirche). Der Jahreswechsel fällt demgemäß auf den 13./14. Januar. Das schöne an den doppelten Festivitäten ist, dass sie keine reine Wiederholung der hierzulande erlebten und ertragenen Feierei darstellen.
Zu Weihnachten entfällt beispielsweise die in Deutschland übliche Geschenkorgie – jedenfalls in gewöhnlichen Familien, wo das Geld knapp ist und der Belgrader Biznis-Stil der Neureichen draußen vor bleiben muss. Wie in allen Religionen klingelt auch irgendwann mal der Pope an der Haustür. Wollen wir ihn reinlassen? Na, wir sind ja nicht so. In der Sylvesternacht, vor allem der gregorianischen, geht der Südslawe (jug heißt Süden) dann ausgiebig der Böllerei nach – gerne feuert er aber auch mal mit einer richtigen Flinte dem neuen Jahr entgegen.
Trotzdem sind die Festivitäten insgesamt purer als hierzulande, und das ist ganz atheistisch gemeint. Einige klare Schnäpse sorgen je nach Temperament und Festivität für Besinnlichkeit oder feurigen Rausch. Der obligatorische Slivovic wurde im Idealfall sogar selbst aus der Pflaume (sliva, sprich: schliwa) gebrannt. In jedem Fall sieht, wer doppelt feiert, hinterher auch doppelt.
Unter dem Strich führt also dieser Reisetipp in jeder Hinsicht zu einer Horizonterweiterung. Nur gilt es, sich zu beeilen. Denn heute abend ist schon Heiligabend. Ich bin dann mal weg.
Disclaimer: Es fehlen leider die Sonderzeichen für die serbokroatischen Wörter.