Xubuntu ist das schlankere Ubuntu. Während letzteres mit Gnome, einem umfangreichen, aber trotz seiner Aufgeräumtheit ziemlich fettleibigen Desktop, daherkommt, steht das „X“ von Xubuntu für das leichtgewichtigeren XFCE, das trotz seiner Einfachheit kaum noch Wünsche offen lässt. Und wenn doch noch etwas fehlen sollte, dann folgen hier ein paar Empfehlungen – die meisten stehen auch dem originalen Ubuntu gut zu Gesicht. Schließlich wird Abspecken sogar von der Bundesregierung empfohlen (Vorsicht: Dieser Link führt auf ein möglicherweise bald illegales öffentlich-rechtliches Internet-Angebot).
Für Umsteiger zu Xubuntu: Der Dateimanager heißt bei XFCE Thunar, der Bildbetrachter Ristretto und statt des Ungetüms Openoffice liefert Xubuntu Abiword mit. Trotzdem verzichtet die XFCE-Installation von Xubuntu nicht auf einige Gnome-Abhängigkeiten, was man als Fluch oder Segen betrachten kann. Fluch, weil damit auch Gnome-Bibliotheken auf die Platte wandern, Segen, weil so gut wie alles, woran man sich bei Ubuntu gewöhnt hat, auch mit dem „X“ davor funktioniert.
Applets: Irgendwann vermisst man viellciht doch eines der vielen Gnome-Applets – die Liste der Helferlein für die XFCE-Leiste ist doch recht überschaubar. Zum Glück gibt es das XfApplet, das Abhilfe schafft:
$ sudo apt-get install xfce4-xfapplet-plugin
Nach Installation lässt sich mit Rechtsklick in die XFCE-Leiste per Neues Objekt hinzufügen aus der Liste das XfApplet auswählen, das wiederum eine Liste der installierten Gnome-Applets zeigt. So holt man sich beispielsweise für die Nutzung der Desktop-Suche Tracker mit
$ sudo apt-get install libdeskbar-tracker deskbar-applet
das benötigte Deskbar-Applet auf den Rechner, das sich dann via XfApplet zur Leiste hinzufügen lässt.
Metapaket: Wer nicht allein mit wirklich freier Software auskommen kann, für den stopft das Metapaket xubuntu-restricted-extras bzw. ubuntu-restricted-extras schon mal eine große Lücke. Es installiert in einem Rutsch lauter Anwendungen kommerzieller Hersteller, die in einem Open-Source-System aus rechtlichen und/oder ideellen Gründen nicht enthalten sind. Darunter sind Java, Adobes Flash-Player, typische Fonts aus der Microsoft-Windows-Welt und das Packprogramm rar.
$ sudo apt-get install xubuntu-restricted-extras
Internet-Browser: Für Freunde schneller und schlanker Software gibt es Swiftweasel, eine für diverse Hardware-Plattformen optimierte Version des Firefox-Browsers. Da sich Swiftweasel nicht in den offiziellen Paketquellen befindet, muss man das (leider zurzeit unsignierte) Repository zur /etc/sources.lst von Hand hinzufügen
deb http://download.tuxfamily.org/swiftweasel hardy multiverse
und dann die zum eigenen Rechner passende Version entsprechend dieser Nomenklatur installieren. Für ein 64-Bit-System mit Intel Core2Duo-Prozessor zum Beispiel so:
sudo apt-get install swiftweasel-nocona
Alternativ lassen sich die Pakete auch direkt von der Sourceforge-Projektseite herunterladen und dann von Hand installieren.
WLAN: Der Network-Manager, der bei Ubuntu die Netzwerkverbindungen verwaltet und sich auch sicher verschlüsselte WLAN-Verbindungen merkt, tut auch unter Xubuntu standardmäßig seinen Dienst. Dabei hätte man ihn gut ersetzen können. Das lässt sich mit ein wenig Aufwand nachholen: Wicd heißt das Tool, das ein komfortables Management mit Netzwerk-Profilen erlaubt, dabei ohne Gnome-Bibliotheken auskommt und auch nicht ständig nach dem Gnome-Keyring-Manager fragt. Zur Installation muss man zunächst eine weitere Paketquelle mit
deb http://apt.wicd.net hardy extras
hinzufügen und kann dann mit
sudo apt-get install wicd
installieren. Damit Wicd in der Taskleiste den Verbindungszustand anzeigt, ist schließlich noch /opt/wicd/tray.py
in den Autostarts des XFCE-Einstellungs-Menüs einzutragen. Achtung: Wicd räumt selbständig den Network-Manager weg, was sehr bequem ist – aber natürlich wird damit die WLAN-Verbindung gekappt und man sollte seine Zugangsdaten parat haben, um sie Wicd dann neuerlich bekannt zu machen.
Samba-Browser: Wer mit dem Dateimanager Thunar statt mit Gnomes Nautilus unterwegs ist, wird den einfachen Zugriff auf Windows-Freigaben vermissen. Thunar ist in dieser Hinsicht leider vollkommen ahnungslos, und seinen Entwicklern fehlt auf diesem Feld jeglicher Ehrgeiz. Dabei sind da draußen bestimmt viele Userlein, die von ihrer Linux-Box über das Heimnetzwerk auf Laufwerke oder Verzeichnisse eines Windows-Rechners zugreifen wollen. Ganz Hartgesottene behelfen sich unter Xubuntu mit den Kommandozeilen-Tools aus dem smbclient
-Paket. Leichter geht es mit der in Python programmierten GUI PyNeighborhood, die per Mausklick mit Windows-Freigaben verbinden und diese mounten kann. Die Integration in (X)Ubuntu ist dankenswerterweise verbessert worden: PyNeighborhood arbeitet inzwischen auch ohne Root-Rechte reibungslos und wird zudem wieder aktiv weiter entwickelt.
$ sudo apt-get install pyneighborhood
Multimedia/Codecs: Codecs sind eine heikle Angelegenheit, es geht um Lizenzen und Patente, weshalb viele Distributionen schon aus Selbstschutz keine eingebaute Unterstützung zum Abspielen von DIVX, DVD, MPG & Co. haben. Dennoch gibt es mehrere Wege, um Filme und Musik zu genießen.
Variante 1: Sobald in (X)Ubuntu der Totem-Mediaplayer zum ersten Mal einen Codec benötigt, wird der Download der Gstreamer-Plugins angeboten. Man wird sozusagen mit der Nase drauf gestoßen. Trotzdem bevorzuge ich …
Variante 2: VLC (Videolan) ist ein Open-Source-Player mit eigener Codec-Library, der auch ein Plugin für Mozilla-Browser mitbringt. „Nebenbei“ eignet er sich auch noch zum Streamen über das Netzwerk.
$ sudo apt-get install mozilla-plugin-vlc
Variante 3: Mplayer ist eine weitere Standalone-Lösung, die ihre Codecs gleich mitbringt. Mplayer ist schon ein Klassiker, der sowohl von der Kommandozeile als auch durch andere Player-Overflächen bedient werden kann. Zudem sind einige einfache GUIs verfügbar. Interessant ist ein recht neues Plugin namens gecko-mplayer, dass auch auf 64-Bit-Systemen läuft und im Mozilla-Browser u.a. den Real-Player ersetzen kann:
$ sudo apt-get install gecko-mediaplayer
Acrobat Reader: Adobes Original-PDF-Leser sollte man sich nur draufschaffen, wenn es unbedingt nötig ist. Zum Betrachten von PDF-Dateien reicht normalerweise der bei (X)Ubuntu mitgelieferte Dokumentenbetrachter Evince. Ein Installationspaket für den proprietären Acrobaten gibt es im Medibuntu-Repository, das man – falls noch nicht geschehen – samt GPG-Schlüssel zu den Paketquellen hinzufügt, um im letzten Schritt den Reader zu installieren:
$ sudo wget http://www.medibuntu.org/sources.list.d/hardy.list -O /etc/apt/sources.list.d/medibuntu.list
$ sudo apt-get update && sudo apt-get install medibuntu-keyring && sudo apt-get update
$ sudo apt-get install acroread
Eine Übersicht aller Medibuntu-Pakete findet sich hier. Sie sind unterteilt in free und non-free. Letzteres steht für nicht-freie, also proprietäre Software wie den Acrobat Reader, deren Code von seinen Besitzern nicht offengelegt wurde.
Skype: Noch eine freie (im Sinne von kostenlose), unfreie (im Sinne von geschütztem Code) Software, für die es aber keinen Open-Source-Ersatz gibt. Wer Skypen will, kommt nicht drum herum, zum Hersteller zu gehen. Skype bietet ein Debian-Paket zum Download an, das auch mit der neuesten (X)Ubuntu-Version läuft – allerdings nur für die 32-Bit-Plattform. Wie man 32-Bit-Pakete auf 64-Bit-Systemen zum Laufen bekommt, habe ich kürzlich schon beschrieben.