WebDav ohne Windows und Internet Explorer

Heute bekam ich einen Link auf eine https//-Ressource, von der ich mir Zertifikat- und Passwort-geschützt die auf mehrere Ordner und Unterordner verteilten Dateien einer Website herunterladen sollte. Der freundliche Hinweis dazu lautete, ich möge die Files doch bitte via Internet Explorer „als Webordner öffnen“. Was macht man aber als Firefox-User? Und noch dazu unter Linux?

WebDav ermöglicht – ich sage es jetzt sehr, sehr oberflächlich – eine Art Datei-Management über HTTP. Microsoft hat diese Funktionalität unter dem Namen „Webordner“ schon seit Windows 98 eingebaut. Als Firefox-Nutzer unter Ubuntu, genauer gesagt: Xubuntu, habe ich zunächst die AddOns durchstöbert, um dem Browser eine WebDav-Unterstützung wie beim Internet Explorer nachzurüsten. Zwei Erweiterungen habe ich gefunden. Doch die eine funktioniert nicht unter Linux, und die andere ist erst experimentell und kann laut User-Kommentaren nur http://, aber nicht die verschlüsselte Variante https://.

Halt, es gibt wohl noch eine eine dritte, die auch mit Firefox 3 funktionieren müsste. Aber warum nicht den Weg einer echten Linux-Lösung unabhängig vom Browser gehen? Da ich XFCE und den Dateimanager Thunar nutze und nicht Gnome/Nautilus, kommt die dort eingebaute „connect to server“-Funktionalität nicht in Betracht (scheint sowieso gerade buggy zu sein).

Also die orthodoxe Lösung. Zunächst gilt es, Linux mit dem davfs2-Filesystem einen Treiber für WebDav unterzuschieben:

$ sudo apt-get install davfs2

Danach wird das entfernte WebDav-„Laufwerk“ gemountet. Den Mountpoint auf der eigenen Platte – ich habe das Verzeichnis /media/webdav/ verwendet – sollte man vorher anlegen.

$ sudo mount -t davfs https://pfad/zur/ressource /media/webdav/

Nach dem Mount-Befehl entwickelte sich bei mir folgender Login-Dialog:

Gib bitte den Benutzernamen für den Server https://pfad/zur/ressource an; wenn du keinen angeben willst, drücke Return.
Benutzername: mustermann
Gib bitte das Passwort von mustermann für den Server https://pfad/zur/ressource
an; wenn du keines angeben willst, drücke Return.
Passwort:
/sbin/mount.davfs: das Server-Zertifikat ist nicht mehr gültig
/sbin/mount.davfs: wir trauen dem Zertifikat nicht
Aussteller:    xxxxx
Inhaber:       xxxxx
Name:          xxxxx
Fingerabdruck: xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx:xx
Du solltest das Zertifikat nur akzeptieren, wenn du überprüft hast,
dass der Fingerabdruck stimmt. Der Server könnte gefälscht sein oder
ein Angreifer könnte sich in die Verbindung zum Server eingeschaltet haben.
Ich akzeptiere das Zertifikat für diese Sitzung [j,N]: j

Wie man sieht, war diese (von mir anonymisierte) WebDav-Ressouce mit einem abgelaufenen Zertifikat „gesichert“. Wie man weiter sieht, habe ich das Zertifikat trotzdem im Vertrauen auf meinen Auftraggeber akzeptiert. Daraufhin fanden sich im gemounteten Verzeichnes /media/webdav/ alle Dateien der Website wie auf einem lokalen Laufwerk wieder. Im Thunar ließen sich diese Dateien dann auch prima ohne Konsole hin- und herschieben.

Es geht also auch ohne Windows und Internet Explorer.

1 comment on “WebDav ohne Windows und Internet Explorer”

  1. Ich hab das mehrmals ausprobiert, sowohl unter Xubuntu als auch unter Debian Lenny mit xfce. Funktioniert einwandfrei. Danke für den Tip.

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