Fritz!Box macht Faxen – Teil 2

In die Fritz!Box per Telnet hineinzulauschen – wie das geht, stand im Posting Wie man zum Box-Hacker wird. Der Grund für diesen Eingriff per Software war es nachzuforschen, warum einige Fax-Versuche über das Internet fehlschlagen, obgleich die Box das Versenden von Faxen seit der Firmware-Version 29.4.25 endlich offiziell unterstützt wird.

Das Faxen mit GMX war ein solcher Fehlschlag. Alle Versuche wurden abgebrochen. Mit Hilfe der Telnet-Verbindung ließ sich aber verfolgen, warum: Der GMX-Server (genauer gesagt: Der Server von Telefonica, über den GMX dieses Fax routen ließ) wollte gerne nach dem Protokoll T.38 beliefert werden. Dummerweise unterstützt die Fritz!Box dieses Protokoll jedoch nicht (genauer gesagt: nicht mehr, sie tat es vorübergehend testweise).

Seltsam, denn T.38 ist tatsächlich für den Faxversand über IP (FoIP) ausersehen. Allerdings gibt es nur wenige Provider, die FoIP unterstützen – und auch nur wenig Endgeräte, die es auf Nutzerseite sprechen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Und so geht und geht und geht es mit T.38 auch nicht voran.

Insofern mag es wohl konsequent erscheinen, dass AVM einen anderen Weg eingeschlagen hat. Die Fritz!Box versucht nämlich, die Fax-Töne über den Sprach-Codec G711 übertragen. Laut AVM wird dies von den meisten Providern unterstützt. Als Ausnahme nannte AVM ursprünglich nur 1&1. Das kann hier bestätigt werden. Auch über 1&1 – aus demselben Konzern wie GMX – ließ sich kein Fax absetzen, obwohl der Provider seine DSL-Kunden mit subventinierten Fritz!Boxen beliefert.

Besser ging es mit Sipgate. Bei dem unabhängigen VoIP-Anbieter bekommt man kostenlos eine Telefonnummer, die auch per Festnetz erreichbar ist. Über Sipgate brauchte ein dreiseitiges Test-Fax zwar geschlagene zwölf Minuten, doch die Übertragung war schließlich erfolgreich. Schuld an der langen Faxdauer mag auch das als Faxgerät missbrauchte Notebook mit Soft-Modem gehabt haben.

Immerhin. Das Fax kam an, und ein Blick in die über Telnet protokollierte Faxanbahnung zeigte als ausgehandelten Codec :

PCMA (8) - audio 98933

PCM steht für den oben genannten Codec G711 – in diesem Fall die Variante G711a. Es geht also wirklich, das Faxen über Sprach-Codec.

Bleibt die Frage: Warum? Der Vorteil von PCM besteht darin, Festnetz-Sprachqualität zu liefern, wo andere Codecs das Signal stark komprimieren, um die Datenübertragung zu reduzieren. Durch die Kompression werden allerdings die Faxtöne zur Unkenntlichkeit zerhackt. Deshalb ist eine digitale Sprachcodierung eigentlich der natürliche Feind jeglichen Fax-Gepiepes. Doch mit dem großzügigen G711 kommen die Töne doch noch heil durch die Leitung.

Und es geht auch schneller: Mit einem HP Officejet als Faxmaschine flutschen die Daten via Fritz!Box über einen QSC-IPfonie-Anschluss nur so durch die Leitung.

Um Telnet wieder abzuschalten, bleibt folgendes zu tun:

  • erneut voipd -s eingeben, um VOIP zu stoppen und dann
  • mit voipd (diesmal ohne v wie verbose) wieder standardmäßig zu starten
  • In der Konsole Exit eingeben
  • Erneut Tasten-Code #96*8* wählen, um Telnet abzuschalten

Um die Fritz!Box wieder in einen von AVM gewünschten Zustand zu versetzen, genügt es nicht, über System -> Zurücksetzen --> Werkseinstellung (oder per Tasten-Code #991*15901590*) einen Reset durchzuführen. Das Web-Frontend murrt trotzdem weiter über „nicht-unstützte Änderungen“.

Also muss alles wieder auf Anfang: Jetzt kommt das Recovery-Image ins Spiel, das wir uns im ersten Teil dieses Artikels besorgt haben. Es liegt als .exe-Datei vor, die sich direkt ausführen lässt. Eventuell verlangt sie noch einen Windows-Neustart. Dann sollte die Recovery-Prozedur geschafft sein.

Unsere Box ist jetzt wieder jungfräulich. Das heißt aber auch: Sie hat unsere persönliche Konfiguration vergessen. Zum Glück haben wir ebenfalls am Anfang unsere Einstellungen gesichert und auch die dazu passende Firmware (falls abweichend von der Firmware-Version der Recovery). Also: Firmware falls nötig updaten und zum Schluss die Einstellungen wieder zurückspielen.

Fazit: Nach ein paar Reboots, verbunden mit temporärer Unerreichbarkeit, sollte alles wieder so sein wie zuvor. Unter dem Strich ganz schön viel Aufwand für ein bisschen Telnet. Aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient.

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