Wer seinen Eee-PC auf den Pinguin kommen lassen will, hat die Qual der Wahl. Nicht nur die großen Anbieter versprechen inzwischen Netbook-Unterstützung, es gibt auch ein paar speziell angepasste Distributionen. Die Idee ist ja verführerisch: Ein schlankes Linux für einen sparsamen, kleinen Computer. Die Praxis hält aber Rückschläge bereit – wie meine Versuche mit Ubuntu und Derivaten auf dem recht neuen Eee-PC 1003HAG zeigen, den ich hier bereits vorgestellt habe.
Welche Distri soll’s denn sein? Die Palette der Kandidaten reicht von Exoten wie dem PCLinuxOS-Remaster Fluxflux Eee von Thomas Schönhütl, der auch spezielle Versionen für MSI Wind und Acer-Netbooks erstellt hat, bis zum altbewährten Debian GNU Linux, das sich mit Hilfe einer ausführlichen Wiki-Dokumentation Eee-fähig machen lässt. Asus selbst liefert Netbooks mit einem angepassten Xandros aus. Von Ubuntu existiert ein offizieller Netbook-Remix mit angepasstem Desktop; leider sieht er trotz des trendigen Namens im Vergleich zur (leider noch sehr unfertigen) Beta des Moblin-Projektes ziemlich langweilig aus.
Während der Netbook-Remix mit dem Standard-Kernel geliefert wird, bin ich auf vier inoffizielle Ubuntu-Spinoffs gestoßen, die einen speziell für den Eee-Pc kompilierten Kernel von Array.org eingebaut haben:
- Easy-Peasy Linux, basierend auf Ubuntu-Netbook-Remix
- Eeebuntu, lieferbar in drei Versionen (Base, Standard, Netbook-Remix)
- CrunchEee, Eee-Kernel plus Crunchbang-Linux, ein minimalistisches Ubuntu mit dem Fenstermanager Openbox
- OpenGeeeu, Eee-Kernel plus OpenGeu (früher Geubuntu), ein Ubuntu mit dem Fenstermanager Enlightenment E17
Mit Ausnahme von Eeebuntu basieren noch alle Spinoffs auf der bereits überholten Ubuntu-Version 8.10 („Intrepid Ibex“). Am interessantesten sind sicherlich CrunchEee und OpenGeeeu. Ich habe schließlich zu letzterer Variante gegriffen, auch aus Neugier, ob Enlightenment gegenüber meinem letzten Versuchsstand Fortschritte gemacht hat (jawohl, hat es – sogar ein offizieller Release zeichnet sich am Horizint ab). Zudem passt der Ansatz von E17, einen schönen, aber auch mit schlapper 2D-Grafik effektvoll laufenden Desktop zu zaubern, prima zur schwachbrüstigen Atom-Plattform.
Ein eigens kompilierter Kernel sollte die gesamte Hardware out-of-the-box unterstützen, und er sollte schneller arbeiten, da alle benötigten Module schon einkompiliert sind und nichts Unnützes nachgeladen werden muss. Soweit die Theorie. In der Praxis lief das System lahm, viel lahmer als Windows, der Lüfter pustete, als würde er um sein Leben rennen, und das WLAN-Modul, dass sich unter lspci mit der kryptischen ID 002b meldete, funktionierte überhaupt nicht. Was für eine Enttäuschung.
Erst ein zweiter Versuch mit einem ganz normalen Ubuntu 9.04 („Jaunty Jackaloop“) brachte die Perfomance auf Augenhöhe mit dem vorinstallierten Windows XP Home. Nach eigenen Angaben hat Ubuntu ja in der aktuellen Version die Netbook-Unterstützung bereits ab Werk eingebaut. Allerdings funktionierte WLAN immer noch nicht. Der von Asus verbaute Atheros-Chip AR9285 ist so neu, dass er erst ab Linux-Kernel 2.6.29 unterstützt wird. Das aktuelle Ubuntu hat aber noch einen 28er-Kernel.
Für schnelle WLAN-Abhilfe sorgt das Treiberpaket linux-backports-modules-jaunty, das eine neue Version des Atheros-Treibers Ath9k auf die Platte holt. So läuft dann endlich auch das WLAN auf dem 1003HAG – aber nicht sonderlich stark: Der Treiber ist offenbar noch nicht so gut abgestimmt wie sein Windows-Pendant. Immerhin lässt sich mit dem System jetzt arbeiten. Richtig zufrieden bin ich aber immer noch nicht.
Dritter Versuch: Eeebuntu wird auf die Platte gebügelt. Das Projekt verspricht nicht nur ein neues Ubuntu mit Eee-Kernel, sondern pflegt auch ein eigenes Repository mit Tools speziell für den Eee-PC. Eeebuntu gibt es als Live-CD in drei Geschmacksrichtungen: Standard, Base und NBR (Netbook Remix). Ich habe Base, die kleinste Variante, die unter anderem auf den 3D-Effekthascher Compiz verzichtet, als ISO-Datei heruntergeladen. Die Installation erfolgt aus der Live-CD heraus; da der Eee-PC über kein optisches Laufwerk verfügt, wird einfach ein USB-Stick umfunktioniert. Das geht mit Hilfe des Tools Unetbootin unter Windows wie unter Linux. Um den Eee-PC sodann vom Stick zu starten, drückt man beim Systemstart die ESC-Taste und wählt den Stick als Boot-Medium aus. Aus dem laufenden Live-System heraus lässt sich schließlich mit dem Ubuntu-Installer eine permanente Installation auf die Festplatte schreiben.
Das Netzwerk sollte man – am besten schon bei der Installation, um die deutschen Sprachpakete zu beziehen – zunächst per Kabel herstellen, denn auch Eeebuntu kann zunächst kein WLAN. Mit dem ersten Update kam allerdings gleich ein neuer Kernel herein. Er trägt die Versionsnummer 2.6.29-1-netbook und erweckt den Atheros-Chip wie erwartet zum Leben. Doch zu früh gefreut: Die Verbindung ist viel schlechter als zuvor mit dem nachinstallierten Treiber aus dem Backports-Paket – das in diesem Fall aber nichts nutzt, da es ja für den Ubuntu-Standardkernel gebaut wurde. Die Geschichte ist also noch nicht zu Ende. Im Gegenteil.
Ein selbst kompiliertes Atheros-Modul muss jetzt her. Die benötigten Quellen stecken im Compat-Wireless-Paket für Kernel-Versionen >= 2.6.27 aus dem Linux-Kernel-Hauptquartier, das frische Versionen aller Wireless-Treiber enthält. Man lädt das Paket herunter, packt es aus, wechselt in das ausgepackte Verzeichnis und gibt dann in der Konsole ein:
$ make
$ sudo make install
$ sudo make unload
$ sudo modprobe ath9k
Nach 15 Minuten ist die Kompilierung abgeschlossen. Der vorletzte Befehl entlädt dann das alte Modul aus dem Speicher, der letzte lädt das neue. Ab dem nächsten Neustart wird es aber sowieso automatisch geladen.
Zum Schluss muss auch noch der Network-Manager dran glauben, der bei Ubuntu standardmäßig für Netzwerk-Verbindungen zuständig ist. Ein simples
$ sudo aptitude install wicd
installiert statt dessen das neuerdings auch in den Ubuntu-Repos befindliche Wicd und entsorgt nebenbei den Network-Manager.
Mit Wicd und den neuesten Treibern läuft das WLAN nun endlich stabil auf meinem Eee-PC 1003HAG. Einziger Nachteil: Anders als der Network-Manager kümmert sich Wicd nicht um UMTS. Da musste ich wohl oder übel auf das ursprünglich für analoge Modems gedachte Gnome PPP zurückgreifen. Die speziellen Konfigurationseinstelltungen für Atheros-UMTS sind nachfolgend aufgeführt. Als APN sollte man den Zugangspunkt seines Mobilfunkbetreibers verwenden. Vodafone-Kunden können die Einstellungen über event.vodafone.de überprüfen, ohne das Gebühren anfallen, weil bei funktionierender Verbindung zunächst eine Vorschaltseite zur Tarifwahl erscheint.
Gerät: /dev/ttyUSB0
Typ: USB Modem
Initialisierungsstrings:
Init 2: AT&F
Init 3: AT+CSQ
Init 4: AT^SYSCFG=2,2,3FFFFFFF,2,4
Init 5: AT+CGDCONT=1,“IP“,“event.vodafone.de“
Optionen:
Bei Verbindung im Benachrichtigungsfeld andocken an
Ignoriere Terminalstrings (stupid mode) an
Was für eine Odyssee! Immerhin läuft Eeebuntu jetzt rund – und dank der bereits installierten EeePC ACPI Utilities auch ebenso ruhig wie sein Windows Pendant. Noch nicht alle, aber die wichtigen Funktionstasten (Lautstärke, Helligkeit) funktionieren. Dass Ubuntu auch Updates seines Standard-Kernels installieren will, stört nicht weiter, solange immer der Netbook-Kernel gebootet wird. Auch in den Ruhezustand lässt sich der kleine EeePC versetzen. Und genau das mache ich jetzt.
Hy die Ausführungen zu den Linux-Distri scheinen wohl schon etwas verstaubt zu sein?
Ich benutze im Dualbtrieb: 1) Xubuntu 14.04
2) Linux Mint 13
Und das fast problemlos, hab nach Dist upgrade von Xubuntu 14.04 LTS eine klebende Grafik.
Das drückt sich durch slbstständiges Markeren von Webseiten aus und man kann dadurch auch keine Tippfehler mehr durch einfügen machen, such deshalb entsprchende Asustreiber die auch mit Linux kompatible sind.
Fritz Raddatz