Was bringt Debian Wheezy für die LAMP-Box?

Da ist es also passiert: Debian 7 „Wheezy“ ist raus, schlappe 27 Monate nach dem Erscheinen der sechsten Version … Aber keine Polemik hier, nicht einmal darüber, dass tatsächlich nicht mehr Gnome 2, sondern das nicht unbedingt beliebte Gnome 3 jetzt Standard-Desktop ist (wenn auch in der Version 3.4, während Ubuntu 13.04 bei 3.6 ist, wo gerade Gnome 3.8 veröffentlicht wurde). Nein, keine gehässige Anspielung mehr auf die „Es ist fertig, wenn es fertig ist“-Ideologie der Debianer, denn in Wirklichkeit bin ich ja selbst ein Anhänger gut abgehangener Software, wenn’s nämlich um den Server mit Linux, Apache, MySQL und PHP, kurz: LAMP, geht.

Viele der von mir betreuten Websites laufen seit Jahren unter Debian; wenn alle zwei Jahre neue Server-Hardware angemietet wird, dann wird gleich ein Debian-Image der frischesten „Stable“-Version draufgebügelt und gut ist. „Testing“ oder gar „Sid“ sind selbstredend nichts für einen Server, der exponiert im Netz steht. Sowieso braucht man nichts zu übereilen: Die Vorgänger-Version „Squeeze“ wird noch ein Jahr lang mit Updates versorgt, sicher ist sicher. Und bevor man mit dem Update ernst macht, sollte man den Software-Stand genau beobachten, damit alles noch genauso gut läuft wie vorher. Wer einen typischen LAMP-Stack installieren will, ist gut beraten, die im folgenden Text verlinkten Release Notes für die Datenbank und die Sktiptsprache studieren.

Den größten Versionssprung macht MySQL:  von Version 5.1.66 in der nunmehr als „oldstable“ bezeichneten Version 6 „Squeeze“ geht es auf die 5.5.30. Für das Update halten die MySQL-Entwickler spezielle Hinweise bereit. MySQL 5.5 wurde nach mehreren Vorab-Versionen am 3. Oktober 2010 veröffentlicht (sog. General Availability), ist also nicht gerade taufrisch und steckt auch schon im letzten Ubuntu Langzeit-Release 12.04. Zu den Neuerungen zählt die Ablösung von InnoDB durch MyISAM als standardmäßiger Engine. Mit anderen Worten: Wer mit

CREATE TABLE neue-tabelle

eine neue Tabelle anlegt und nicht explizit dazu

ENGINE=MyISAM

spezifiziert, wird eine transaktionsfähige InnoDB-Tabelle bekommen.

Über Performance-Vor- und Nachteile einzelnen Engines im direkten Vergleich wird mancherorts heftig gestritten. Vermutlich ist die Zahl der PHP-Projekte, die tatsächlich Gebrauch machen von der Transaktions-Fähigkeit von InnoDB, aber gar nicht mal so hoch, so dass viele Entwickler immer noch auf die pflegeleichteren (Stichwort: Backup) MyISAM-Tabellen vertrauen. Wer hingegen ein völlig neues Projekt beginnt und eine noch zeitgemäßere Plattform vorzieht, der wird im Repository von Dotdeb, das stets aktualisierte LAMP-Software bereithält, bald MySQL 5.6 finden; das gab es dort allerdings (neben der Version 5.5) auch schon für Squeeze.

Auch PHP macht einen Sprung vom 5.3.3 auf 5.4.4, aber dabei droht kein Beinbruch, wenn man sich die Upgrade-Hinweise zu Gemüte führt. Die PHP-Entwickler schreiben selbst:

Most improvements in PHP 5.4.x have no impact on existing code. There are a few incompatibilities and new features that should be considered, and code should be tested before switching PHP versions in production environments.

Die am 1. März 2012 erschienene PHP-Version 5.4 macht endgültig Schluss mit alten Sünden und Konzepten, namentlich Register Globals, Magic Quotes und dem Safe Mode. Wer das noch nicht mitbekommen hat, dem ist nun freilich auch nicht mehr zu helfen. Ubuntu 12.04 kommt übrigens noch mit PHP 5.3, während bei Dotdeb PHP 5.5 angekündigt ist.

Wer das „P“ in LAMP mit einer anderen Scriptsprache als PHP identifiziert: Perl springt von 5.10.1 auf 5.14.2 und bietet für Python die Versionen 2.7.3 und 3.2.3.

Beim Apache-Webserver gibt es schließlich so gut wie keine Neuigkeiten. Debian bleibt im 2.2er Branch und bewegt sich von der Version 2.2.16 auf die 2.2.22. Beim Apache-Projekt empfehlen sie zwar schon die neue Generation, das 2.4er Release, davon gibt es aber bei Debian bislang nur experimentelle Pakete. Und wenn wir mal ehrlich sind: Experimente wollen wir auf unserem Web-Server eher nicht.

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