Flash für Linux, eine unendliche Geschichte

Auch der Firefox kann das aktuelle Pepperflash-Plugin samt Video-Beschleunigung nutzen
Auch der Firefox kann das aktuelle Pepperflash-Plugin samt Video-Beschleunigung nutzen

Viele Leute (zu denen zufälligerweise auch ich gehöre) hören das ja nicht gerne, aber Adobes Flash ist erstens immer noch nicht tot und zweitens sogar so lebendig, dass Linux-Nutzer, die bisher nicht auf die allseits beliebte Pannensoftware verzichten können, weiterhin auf Trab gehalten werden. Die letzte Neuigkeit: Flash für Linux gibt’s jetzt wieder direkt beim Hersteller Adobe, der nach vier Jahren sogar sein altes Linux-Plugin auffrischt. Dummerweise ist aber das Pepperflash-Installationspaket, wie es Ubuntu und Debian zur Installation anbieten, zumindest vorübergehend kaputt.

Diese jüngste Wende in der anscheinend unendlichen Geschichte der Animations-Software ist natürlich nicht ohne Ironie. Schließlich hatte sich die kanadische Herstellerfirma ganz und gar nicht mehr für Linux interessiert und den Support für Flash (ähnlich wie für den Acrobat Reader) bis auf Sicherheits-Updates eingestellt: Gammel-Flash statt Frisch-Flash. 2017 sollte dann endgültig Schluss sein mit Flash und Linux.

Trotzdem bekamen Linux-Nutzer noch ein aktuelles Flash für Linux, und zwar von Google, allerdings nur im Bündel mit dem hauseigenen Chrome-Browser. Mit Hilfe eines trickreichen Installationspaketes, dem Pepperflashplugin-Installer, konnte man Flash auch im bei Linux-Nutzern wesentlich beliebteren, weil freien Chromium-Browser nutzen, ohne den unfreien Bruder Chrome zu installieren. Anwender des beispielsweise bei Ubuntu vorinstallierten Firefox schauten dagegen erst einmal in die Röhre, da Pepperflash die neue Schnittstelle PPAPI nutzt, der Mozilla-Browser aber die alte NPAPI. Abhilfe für Firefox schaffte dann ein weiteres Software-Verbindungsstück names Freshplayer.

Pepperflash-Paket kaputt
Es ging also nicht ohne Frickelei, aber es ging gut, bis zuletzt die Installation von Pepperflash via Google nicht mehr funktionierte:

cannot evaluate 'unpackchrome/opt/google/chrome/PepperFlash/libpepflashplayer.so': No file or folder of this type

Grund für den Bug: Der Chrome-Browser wird seit Version 54 nicht mehr zusammen mit dem Flash-Plugin ausgeliefert, folglich kann der Pepperflash-Installer es dort nicht mehr herausoperieren. Google entfernt sich nämlich zunehmend von Flash, nicht nur wegen der Sicherheits-Problematik, sondern auch weil mit HTML 5 längst eine Technologie im Browser enthalten ist, die Flash ersetzen kann. In seinem Anzeigengeschäft verzichtet Google deshalb ab 2017 komplett auf die Auslieferung von Flash-Werbebannern.

Adobes Comeback
Nun gibt’s also Flash wieder direkt von Adobe – und zwar nicht nur in der PPAPI-Version für Chromium und Co. Denn Adobe hat angekündigt kurz vor Jahresende seine Ankündigung wahr gemacht, die bisher auf dem Versionsstand 11.2 hängen gebliebene NPAPI-Variante für Firefox ebenfalls zu aktualisieren.

Anstatt sich das Flash-Plugin über Adobes Downloadseite herunterzuladen, besorgt man es sich natürlich besser über die Paketverwaltung seiner Distribution; so wird das Plugin automatisch installiert und auch mit Updates versorgt. Für Ubuntu gibt es mehrere Paket-Optionen:

  • pepperflashplugin-nonfree
    Wer Firefox nicht nutzt, sondern nur Chromium und Co., braucht auch nur die PPAPI-Variante zu installieren. Wie gesagt: Der in den offiziellen Paketquellen enthaltene Pepperflashplugin-Installer ist kaputt, weil der Google-Trick nicht mehr funktioniniert. Zum Glück hält der Entwickler Jonathon Ferneyhough in seinem PPA einen gefixte Version bereit, die das Plugin bei Adobe herunterlädt. Installationsanleitung.
  • adobe-flashplugin
    Wer kein PPA nutzen möchte, kommt über Canonicals Partner-Repository weiter. Man muss es einmalig in der Software-Verwaltung oder mit einem Texteditor durch Entfernung des Kommentarzeichens in /etc/apt/sources.list aktivieren. Dann geht man wie folgt vor:

    sudo apt update
    sudo apt install adobe-flashplugin

    Vorteil für Firefox-Nutzer: Es wird auf diese Weise neben der PPAPI- auch die NPAPI-Version installiert, allerdings bislang immer noch die Uralt-Version 11.2. Das wird sich hoffentlich ändern, wenn nachdem die Beta-Version 24 aus den Adobe Labs Serienreife erlangt hat.

    pepperflashplugin-nonfree & browser-plugin-freshplayer-pepperflash / freshplayerplugin
    Glaubt man der Ankündigung von Adobe, wird auch das aktualisierte NPAPI-Plugin einen geringeren Funktionsumfang als die PPAPI-Version haben. Speziell die Videobeschleunigung per Grafikkarte wird fehlen. Firefox-User, die darauf nicht verzichten wollen, haben aber weiterhin die Möglichkeit, das PPAPI-Plugin über einen Wrapper zu nutzen. Diese Funktionalität stellt der Freshplayer bereit. Je nach Ubuntu-Version muss man dazu ein weiteres PPA nutzen. Installationsanleitung.

  • flashplugin-installer
    Der Vollständigkeit halber erwähnt sei schließlich noch das alte Paket Flash-Installationspaket, das Ubuntu in seinem Multiverse-Repository unter dem Namen flashplugin-installer und Debian im contrib-Repository unter dem Namen flashplugin-nonfree ausliefert. Es stellt lediglich die NPAPI-Version für Firefox bereit und wird hoffentlich zeitnah Adobes Sprung auf Version 24 nachvollziehen, wenn er denn kommt.

Wie man sieht, ist nur die letzte Variante out-of-the-box in Debian und Ubuntu verfügbar. Für die anderen Varianten muss man entweder Canonicals Partner-Repository scharf schalten oder Launchpad-PPAs vertrauen. Wer kein Ubuntu nutzt und/oder nur ungern Fremd-Quellen nutzt, kann es trotz Unbehagen versuchen, da die Pakete nicht tief ins System eingreifen – abgesehen davon, dass sie eine für ihre Sicherheitslücken berüchtigte Software herunterladen (Vorsicht: Zynismus an dieser Stelle unvermeidlich!). Man sollte sich bewusst sein, dass nur das Pepperflash-Plugin in einer Sandbox ausgeführt wird, während die NPAPI-Version diese Separation nicht vornimmt – auch dann nicht, wenn Pepperflash via Freshplayer-Wrapper eingebunden wird (siehe Absatz Security notice im Github des Freshplayer-Entwicklers). Vom Sicherheits-Standpunkt aus ist es also für Firefox-Nutzer durchaus sinnvoll, sich den Chromium-Browser zu installieren, sei es auch nur für die Nutzung der letzten Websites mit Flash.

Kontrolle ist besser
Um zu prüfen, welches Flash-Plugin tatsächlich im eigenen Browser genutzt wird, geht man wie folgt vor:

  • Chromium: In der Adressleiste chrome://plugins/ eingeben
  • Firefox: In der Adressleiste about:addons eingeben

Wird von Browser kein Flash-Plugin angezeigt, ist auch keines installiert. Oder das Plugin ist nicht an jenem Ort, wo der Browser es erwartet. Das Pepperflash-Plugin wird von seinem Installer nach /usr/lib/pepperflashplugin-nonfree/libpepflashplayer.so gespeichert. Es reicht, einen Symlink zu diesem Speicherort zu legen, um es auch für Browser, die an einer anderen Stelle danach suchen, verfügbar zu machen.

1 comment on “Flash für Linux, eine unendliche Geschichte”

Schreibe einen Kommentar