Programme, für die es keine oder veraltete Installationspakete gibt, muss man „von Hand“ installieren. Und danach sollen Sie bitteschön auch im Anwendungsmenü auftauchen. Wie solche und andere Menü-Arbeiten mit der aktuellen Version des XFCE-Desktops (XFCE 4.8) unter Xubuntu, der XFCE-Version der populären Distribution Ubuntu, oder unter Debian funktionieren, steht in diesem Artikel, und zwar am Beispiel der Entwicklungsumgebung Eclipse, also eines Java-Programms.
Warum aber sollte man ein Programm am Paketmanagement – im Falle von Debian und Ubuntu also apt und Konsorten – vorbei installieren? Weil es noch kein Paket gibt bzw. weil das Paket veraltet ist. Letzteres trifft in schöner Regelmäßigkeit auf meine Beispiel-Anwendung Eclipse zu. Aktuell ist das Paket sogar ganz aus Debian Testing rausgeflogen.
Das Ecplise-Projekt stellt bereits ein fertig kompiliertes Programm-Archiv für Linux zum Download bereit. Nach dem Entpacken stecken alle Dateien in einem Ordner „eclipse“, und die Programmdatei, die ebenfalls eclipse heißt, lässt sich von dort aus starten. So weit, so simpel. Stellt sich nur noch die Frage, wohin damit? Eine Möglichkeit wäre, den Ordner im eigenen Home-Verzeichnis zu belassen und Eclipse von dort auszuführen. Ich halte mich lieber an die Konvention, Programme, die am Paketmanagement vorbei installiert werden, mit Root-Rechten in das Verzeichns /opt zu verschieben:
$ sudo mv /pfad/wohin/eclipse-ordner/entpackt/wurde/eclipse/ /opt/
Wie bekomme ich das Programm nun ins Anwendungsmenü? Unter der Haube hat sich bei XFCE einiges geändert, seit es zuletzt meinen Desktop dekorierte. Die alten Rezepte, die sich per Google noch vermehrt auffinden lassen, funktionieren nicht mehr. Es gibt (bisher) auch noch keinen eigenen Menüeditor für XFCE 4.8. Trotzdem ist es eine Sache von wenigen Minuten, ein Programm ins Anwendungsmenü zu bekommen, und da sich auch XFCE den Standards von Freedesktop.org verschrieben hat, gleicht das Prinzip jenem von Gnome, LXDE und anderen Desktops.
Kurz gesagt, genügt es, für jedes Programm, das ins Menü soll, eine Konfigurationsdatei mit der Erweiterung .desktop anzulegen bzw. eine existierende zu kopieren und anzupassen. Die eclipse.desktop sähe dann wie folgt aus:
[Desktop Entry]
Name=Eclipse
Categories=Development
Exec=/opt/eclipse/eclipse
Icon=eclipse
Terminal=false
Type=Application
Hier sind vier Einträge wichtig. Unter Name steht der Programmname, wie er im Menü erscheint. Categories nennt die Menü-Kategorie(n), unter der/denen das Programm einsortiert wird. Bei Freedesktop.org steht eine Liste der zulässigen Kategorien. Die sind zwar alle englisch, bei deutscher Lokalisierung kümmert sich XFCE aber auch um eine deutsche Übersetzung. Exec hält den Pfad zur ausführbaren Datei bereit, Icon zum Programm-Logo. Für ein anderes Programm als Eclipse sind diese Einträge entsprechend zu verändern.
XFCE sucht .desktop-Dateien an zwei Orten. Systemweite Menü-Einträge landen im Verzeichnis /usr/share/applications, während nur für einen Nutzer gültige Menü-Einträge in dessen Home-Verzeichnis unter ~/.local/share/applications/ abgelegt werden. Wenn ich meine eclipse.desktop also an einem dieser beiden Orte abgelegt habe, wird das Anwendungsmenü auto-magisch einen neuen Eintrag Entwicklung -> Eclipse verzeichnen. Nicht sofort, aber nach dem nächsten Login.
Die Struktur des Anwendungs-Menüs in XFCE wird mit Hilfe einer XML-Datei aufgebaut, zu finden unter /etc/xdg/menus/xfce-applications.menu. Sie liefert sozusagen das Skelett für alle in den .desktop-Dateien konfigurierten Menü-Einträge. Scrollt man in der Menü-Datei weiter nach unten, findet sich auch eine Abteilung für „Development“ – das war die Kategorie, die ich oben für Eclipse in die .desktop-Datei geschrieben habe.
Wer nun an der Struktur selbst Hand anlegen will, sollte, statt am Original herumzudoktern, entweder ein Backup anlegen oder direkt eine Kopie der Menü-Datei ins eigene Home-Verzeichnis nach ~/.config/menus/xfce-applications.menu verfrachten und dort alle gewünschten Änderungen vornehmen. XFCE wird das angepasste Menü dann statt des systemweiten Standard-Menüs anzeigen.
XFCE-Wiki-Eintrag zum Thema: Howto >> Customize-Menu
Hallo,
sehr gute Anleitung mit deren Hilfe ich endlich den von mir genutzten Dateimanager Sunflower ins Menü hieven konnte. Danke :)
Interessant: Sunflower. Kannte ich noch gar nicht. Habe schon ein paar GTK-Alternativen zu Midnight Commander angeschaut, emelFM2, 4Pane, aber noch nichts wirklich smartes gefunden. Vielleicht eine Sonnenblume? Debian-Paket scheint’s also noch nicht zu geben?
Vielen Dank für die tolle Anleitung!
Moin Moin aus Plön Holstein.
Toller und sehr informativer/lehreicher Linux-Anwender Blog, meinen Glückwunsch dazu!
Endlich mal wieder Einer der kritisch mit unseren Linux unter die Lupe nimmt.
Zumal grad jetzt nach dem Upgrade zu Ubuntu 14.04, viele Kinderkrankheiten zu Tage getreten sind.
Das sollte ja eine Stable-Distribution sein, was ich mitnichten leider feststellen mußte, denn nach einer Aktualisierung, hatte ich in der Sourceslist Zeile 55 einen Fehler gemeldet bekommen, geht unter anderem um nicht richtig laufenden X-Server.
Auf http://www.ubuntuusers.de bekam ich erst mal Verweis richtig zu fragen.
Diese Schnösel, wie soll ich richtig fragen, wenn ich nicht weiss wie ich das Problem richtig benennen soll?
Kurz und gut, ich werde nach Sicherung meiner Downloads, Ubnuntu neu aufspielen und umgehe somit, das rumgefrickel mit der Soureslist.
Mag in Augen von Fortgeschrittenen Anwendern ein Sakrileg sein.
Bin auf Ubuntuusers.de mit dem Nickname: fritz8666 unterwegs.
Könnt mich da und auf meinem Freddysblog, zusammenfalten, wenn Euch danach sein sollte.
Kommentare auf meinem Blog sind mir hochwillkommen, nur keine Fakes.
Gruss Fritz Raddatz